Bombenentschärfungskommando

Hallo ihr lieben,

Bei unserer Tochter (15 M) hat die Autonomiephase begonnen. Und ich frage mich, wie ihr das so schafft. Ich habe schon Wild Child gelesen und diverse Tipps im Internet. Versuche mich in der bedürfnisorientierten Erziehung. Aber ganz ehrlich meine Tochter interessiert das alles nicht. Da kann ich sie noch so sehr einen Platz zum Wickeln oder den Pulli aussuchen lassen. Am Schluss macht sie einfach was sie davor auch gemacht hat. Und wenn man sie anfasst um sie zu Wickeln, anzuziehen oder Zähne zu putzen, explodiert sie und wirft sich auf den Boden.
Ich fühle mich jeden Morgen und Abend wie beim Bombenentschärfungskommando und bin heilfroh, wenn wir den Tag wieder irgendwie rum bekommen haben.

Wenn ich mir gar nicht mehr zu helfen weiß, kommt der Schnulli und das Handy zum Einsatz. Aber ganz ehrlich, das kann doch auch nicht die Lösung sein?

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Wenn der Zwerg (19 Monate) sich hier bockenderweise auf den Boden wirft, dann lasse ich ihn einfach 🤷 er ist dann nicht ansprechbar und nicht aufnahmefähig. Wenn es die Umstände zulassen (also wenn es nicht Grade ein Wutanfall ist weil ich Mal eben auf die Toilette oder so muss) setze ich mich einfach mit dazu. Sodass ich direkt neben ihm sitze aber ihn nicht berühre, das macht es mir schlimmer! Er schaut dann zwischendurch Mal nach ob ich noch da bin oder nicht. Wenn er dann "fertig" ist und sich beruhigt hat (manchmal dauert es nur ein paar Minuten, wir haben aber auch schonmal eine 3/4 Stunde auf dem Küchenboden verbracht) kommt er von sich aus kuscheln. Wir können darüber sprechen was Grade passiert ist und er kooperiert anschließend auch wieder. Wenn er sich beruhigt hat kann er dann meist auch zeigen was eigentlich Grade los war. Wenn er sich also zum Beispiel selbst die Zähne putzen wollte bevor ich es mache oder sich selbst die Nase abwischen wenn er eine schniefnase hat. Das zeigt er nämlich vorher nicht sondern explodiert einfach 🙈
Meistens sind die ganz schlimmen Phasen hier dann nach 4,5 Tagen wieder vorbei und es dauert ein paar Wochen bis es wieder von vorne los geht.

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Moin !3luemchen, wir sitzen hier im gleichen Boot. Kind ist gute 16 Monate alt. Wir "versuchen" uns auch in bedürfnisorientiert, manches klappt, vieles (noch?) nicht. Vieles, was ich lese und auch versuche anzuwenden finde ich logisch und so gesund und gleichzeitig schleppen wir ja trotzdem alle auch noch die Traumata aus unserer eigenen Kindheit mit uns herum, wo es niemanden interessiert hat, wie wir uns fühlen. Und schon sind wir (bin ich auf jeden Fall) von der Wut des Zwerges getriggert. Aber das schweift jetzt ab :-)
Resilienz-Training für Eltern wäre da gut, denn das Zauberwort ist glaube ich Geduld. Du schreibst, dass deine Tochter "das nicht interessiert". Ich glaube das schon und auch, dass es sich kurz-, mittel- und langfristig auf verschiedenen Ebenen auszahlen wird. Wenn ich doch mal platze und laut werde merke ich, dass das auf jeden Fall nicht hilft. Dann weinen alle und es hat trotzdem niemand einen Pullover an 🥴
Vielleicht als kleiner Lichtblick - das Thema mit dem Wickeln war hier ein paar Wochen lang die HÖLLE. Und gerade ist es überhaupt kein Problem. Er hat das Wort "Aa" gelernt, kann jetzt also selbst bescheid sagen und tut das auch. Wir haben "lesen" beim Wickeln etabliert - er darf ein Buch aussuchen und hat ein kleines Kissen unterm Kopf, damit er nicht ganz flach liegt und das Buch angucken kann. Und dann "erzählt" er, was er da so sieht. Die Formulierung spielt bei uns auch eine Rolle. Nicht "wollen wir mal wickeln gehen" sondern "wir gehen jetzt wickeln". Und das dann auch machen. Zur Zeit funktioniert es, aber ich bin sicher der nächste Sturm braut sich woanders schon zusammen :-)
Gute Nerven und viele Grüße!