AD(H)S mit Paralleldiagnose

Ich schreib das, falls andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Mein Sohn ist 8, geht in die 2. Klasse und hat gewaltige Probleme in der Schule (Leistungen nicht zwischenmenschlich) und zunehmend Probleme dem Verlauf Schritt zu halten. Das auffälligste ist seine Unfähigkeit sich zu konzentrieren und Aufgaben die er eigentlich kann, falsch zu beantworten weil er nicht richtig oder komplett die Fragen liest oder sich durch alles mögliche ablenken lässt. Hinzu kommt das er überdurchschnittlich langsam liest.

Parallel hat mein Sohn eine PVL... eigentlich etwas was zu körperlicher bis geistiger Behinderung führt... könnte man auch beantragen... will ich aber nicht, weil bis auf ne Spastik im Arm die ihn 0,0 einschränkt hat er keine weiteren Einschränkungen. Das ist für mich zu wenig um als behindert zu gelten... Zumal Geister die man ruft, bekommt man nicht mehr los.

Ich bin es gewohnt bei ihm auf mein Bauchgefühl zu hören und dann Spezialisten aufzusuchen, weil man von nicht Spezialisten wie dem klassischen Kinderarzt nicht ernst genommen wird oder auf "abwarten dann sehen wir mal" vertröstet zu werden. Nur durch Eigeninitiative und Vehemenz sind wir zur Diagnose PVL gekommen. Kinderarzt nimmt mich seit dem zwar in jedem Punkt ernst, ist aber kein Spezialist für Fachgebiete.

Jetzt bin ich durch den Austausch mit ner befreundeten Mutter aus der Klasse meines Sohnes an eine Hyperduper Superspezialistin führend für ADS gekommen. Hatte gestern das Vorgespräch. Was ich mag... knallharte ehrliche Worte... kein rumeiern! Sie schaut sich die Befunde vom SPZ an (zufällig in der gegenüberliegenden Querstraße) und hört sich meine Beobachtungen an. Und sagt dann etwas, was ich wichtig finde Müttern weiterzugeben, deren Kind irgendeine Form von Paralelldiagnostik haben.

Sie meint völlig entnervt (mit dem System.. nicht mit mir): "Wissen Sie das ist typisch und nervt! Sobald ein Kind eine "Behinderung" hat oder irgendeine Form von parallel Diagnose wird ALLES immer darauf geschoben. Ihr Sohn wird im SPZ sicher super zum Thema PVL Therapiert, aber bis darüber mal wer AD(H)S in Betracht sieht würde... is ihr Kind 2x sitzen geblieben und bekommt Depressionen weil es glaubt dumm zu sein."

Ich weiß das mein Kind nicht dumm ist, auch wenn sein IQ Test in der Sprachwahrnehmung vor der 1. Klasse stark unterdurchschnittlich war... der Rest ist aber normal bis sehr gut. Aber such durch seine tüttelige Art selbst im Weg steht. Laut Vorgespräch meint sie... hat mein Sohn nahezu 100% das Vollbild, aber ungetestet kann sie ihn nicht proforma Medikamente geben, das wäre unprofessionell und unseriös. Ich bin sehr froh damit ernst genommen zu werden sodass meinem Sohn geholfen werden kann. Er ist eh ein hochsensibles Kind was schnell nervlich zusammenbricht.. daher will ich nicht das er künstlich dumm gehalten wird oder ähnliches nur weil er ne Paralleldiagnose hat die bei Ärzten gerne pauschal alles darauf abschiebt.

Lasst euch nicht abspeisen, weil eure Kinder PVL, Trisomie, Autismus etc haben sodass gerne alles darauf geschoben wird. Und geht dafür nicht zum Kinderarzt sondern Spezialisten die dafür speziell geschult sind.

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ist bei uns leider ähnlich. - Wir sind immer noch nicht erfolgreich, weil der Sohn auch "noch was" anderes hat. Nicht leicht zu diagnostizieren und wir sind leider noch nicht beim richtigen Facharzt gelandet.

Sohn hat Autismus (Aperger, leicht also mit hohem IQ) und ist hyperempfindlich/-sensibel. -
Seine Dauerschmerzen in Beiden+Armen werden "abgetan". - Ich bin mir siche, da ist was anderes im Spiel, ganz einfach weil es einen genauen Start dieser Beschwerden vor 1,5 Jahren gab. (Borelliose ist gerade im Verdacht, aber die bisherige Therpie hat keine Besserung bei den Schmerzen gebracht).

Ich sehe, dass er auch zusätzlich eine Form von ADS hat, aber durch den Asperger "sei das ausgeschlossen" bzw. AD(H)S ist eine Ausschlusdiagnose und deshalb kriegen wir derzeit keine Hilfe Richtung ADS. Da sind wir auch dran. in der Aktuellen Psych.Klinik vertreten sie einfach diesen Standpunkt. Wir müssen uns jetzt privat einen Psychiater suchen mit ewigen Wartelisten.

Uns fällt es auch sehr schwer, ernst genommen werden. Bzw. zu den richtigen Ärzten zu gelangen, denn mit dem Asperger wird alles andere einfach "abgetan" obwohl mein Bauch sagt, er bräuchte vielleicht eine ADHS Behandlung, evlt. Tabletten und auch die Schmerzen kommen sicher nicht daher .... ---
Genau: nicht unterkriegen lassen und dem Bauchbefühl vertrauen. -Ich bin mir sicher, dass wir noch an den richtigen Spezialist rankommen müssen. Da ist noch was anderes im Spiel.

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Das finde ich erstaunlich, dass ihr keine Adhs Diagnostik bekommt. Die Kombi Asperger und Adhs ist gar nicht so unhäufig. Bin wirklich erstaunt. Sachen gibt's...
Die Tochter meiner Psychiaterin- habe selbst Adhs, hat auch beides gemeinsam. Gute Idee noch eine andere Meinung einzuholen.

Bearbeitet von Minusch40
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eben - ist die Lehrart, bzw. der aktuelle Therapeut ist ein "Verhaltenstherapeut" -- jetzt müssen wir halt zum Psychiater.
"nicht bekommt" ist relativ, --- es überschnitt sich vieles und wir mussten einfach Stück für STück die Zwiebel schälen....
aber dieses Ärzteproblem find ich halt krass.

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Sollte dein Kind AD(H) S haben, ist auch der IQ Test nicht aussagekräftig.
Weil das Testergebnis dann verfälscht ist und bspw mit Medis zur besseren Konzentration komplett anders ausfallen würde.
Außerdem kann ein hoher IQ ganz lange AD(H)S verschleiern, weil die Kids das damit kompensieren können.
Deshalb wird auch immer empfohlen einen IQ Test nicht im SPZ oder in der KJP zu machen, weil dort nach Defiziten geschaut wird und die Tester nur dahingehend viel Erfahrung haben.
Geht man zu einem Begabungsdiagnostiker der nur IQ Tests macht und entsprechende Erfahrungen damit hat - es gibt sehr gute mit 20 Jahren Erfahrung in dem Bereich - dann schaut der aufs Kind und den IQ und nicht aufs negative, was es nicht kann ( Stifthaltung, rumzappeln .....).

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Unbedingt die Diagnostik zum Ads wahrnehmen. Man kann Flöhe und Läuse gleichzeitig haben:). Es gibt sprachfreie Iq Tests bzw kann zum bsp beim Wisc V der kognitive Leistungsindex berechnet werden, da wird das Sprachverständnis dann rausgerechnet. Ads ist gut behandelbar, Euch alles Gute.

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Man konnte schon immer Läuse und Flöhe gleichzeitig haben. Leider ignoriert das SPZ grundsätzlich alle seelischen Behinderungen, auch wenn es das Gegenteil behauptet. Seelische Behinderungen gehören in die Hand der KJP.

Das SPZ schiebt „falsches Verhalten“ mit Ursache im seelischen Bereich immer bereits existierenden Diagnosen zu oder vergibt Fehldiagnosen. Bei meinem Ältesten wurde Autismus explizit ausgeschlossen - das auffällige Verhalten lag an der fehlenden Lautsprache. Bei meinem Jüngsten wurde ebenfalls nicht von Autismus gesprochen, sondern bei ihm lag das auffällige Verhalten an der leichten geistigen Behinderung. Mit 6 bzw. mit 4 Jahren wurde bei Beiden im Rahmen eines längeren stationären Krankenhausaufenthalts der hochgradige Verdacht auf Frühkindlichen Autismus gestellt und kurze Zeit später von der KJP bestätigt.

Ich weiß nicht, welche Geister du meinst. Der Staat spart, wo er nur kann. Hilfen, die du beantragen möchtest, musst du verdammt gut begründen … und zwar immer wieder. Dabei geht es nicht darum, welche Diagnose dein Kind hat und welche Einschränkungen bei der Diagnose schlimmstenfalls möglich wären, sondern es geht darum, welche Einschränkungen dein Kind tatsächlich hat.

Du solltest dir grundsätzlich immer überlegen, was du dir für dein Kind als Zukunft vorstellst. Es mag für dich in weiter Ferne liegen, aber Schule ist schneller vorbei, als man denkt.
Der IQ-Test war eigentlich schon ein deutliches Zeichen für AD(H)S oder Autismus. Der IQ mit den extrem unterschiedlichen Werten in den Untertests ist eindeutig. Unklar, warum der Tester das nicht deuten konnte.

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Super geschrieben.

Bei uns war es ähnlich, unser Kind ist ja ein Frühchen und wir haben schon sehr bald gemerkt, dass etwas nicht stimmt Richtung ADHS, wurden aber auch von vielen abgespeisst, das sei bei Frühchen halt so. Die Spezialistin sagte ja, Frühchen haben "das" oft, aber "das" sei eben nicht einfach ein Frühchending sondern ganz "normales" ADHS.

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Eben. ADHS hat unterschiedliche Auslöser. Man beobachtet das bestimmte Personengruppen stärker davon betroffen sind als andere und das es ein Erbfaktor gibt. Aber man bremst dadurch einfach Kinder in ihrer Entwicklung künstlich aus, die sich durch etwas, was einfach therapierbar ist aus oder vermittelt ihnen dumm zu sein dadurch, weil man ihre Probleme nicht ernst nimmt. Gerade ADHS Kinder sind überdurchschnittlich häufig hochsensibel und wenn sie lang genug nicht ernst genommen werden oder abgespeist, können sich Depressionen daraus entwickeln.

Bei der Spezialistin wo ich bin, weiß ich von der Mutter die mich dorthin überwiesen hat. Dass sie aus persönlicher Passion in dem Fachgebiet gelandet ist. Weil sich ihre Schwester aufgrund dessen mit 14 vor den Zug geworfen hat. Daher wird sie da auch not amused, wenn Kinder mit paralleler Diagnose abgefertigt werden.

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Ich steig da nicht durch, einerseits willst du dein Kind nicht als Behindert gelten lassen da Schublade und so, aber andererseits schleifst du es von Facharzt zu Facharzt um bestätigen zu lassen, das du ein behindertes Kind hast und das der KiA nach jahrelangem (vor allem gleichen) Studium keine Ahnung von der Materie hat. Was ich jetzt nicht verstehe ist, was soll das ganze?

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Nein da wirst du was durcheinander!

ADS ist keine Behinderung! Sondern lediglich ne Störung. Das ist etwas anderes.

Mein Kind ist nicht behindert, weil er keine Einschränkungen durch seine PVL selbst hat, seine schulischen Probleme haben mit der Diagnose nichts zu tun. Er hatte vor der Einschulung eine Testung und hätte von ärztlicher Seite keine Empfehlung für die Regelschule erhalten, wenn er dafür ungeeignet wäre. Ein Kind mit geistiger Behinderung (die dafür vorliegen müsste), schickt man nicht auf ne Regelschule! Und seine körperlich Situation ist weit weg von einer Behinderung. Man kann aufgrund der Diagnose eine beantragen, weil diese normalerweise eine körperliche Behinderung auslöst. Er hat aber nur eine marginal ausgeprägte Spastik im Arm, kann diesen aber vollumfänglich verwenden ohne Einschränkungen! Er "Flügelt" lediglich wenn er schneller läuft. Die Worte der Fachärztin "normalerweise reden wir bei der Diagnose von einer körperlichen Behinderung, teilweise sogar geistig. Sie hat in ihrer gesamten Laufbahn aber noch NIE ein Kind vor sich, was bei dem Befund so unauffällig im klinischen Bild ist. Effektiv ist er NICHT behindert! Man kann aber eine beantragen... um Vergünstigungen zu bekommen, bei der Diagnose fragt da keiner exakt nach, das können wir schon hinbekommen so 20-30%... aber das müssen sie wollen!" Also Ärzte sagen mir er ist nicht behindert, könnte aber um es bei Behörden leichter zu haben eine attestiert bekommen, auch wenn es nicht wirklich zutrifft. Ich lass ihn aber nicht als behindert einstufen wenn er es effektiv nicht ist, nur weil nahezu jedes andere Betroffene Kind sehr wohl eine Behinderung aufweist. 1. Wäre es nicht ehrlich und 2. Kann man damit wenn es nicht mal stimmt, einem Kind mehr Chancen für Normalität nehmen als es gewinnt.

AD(H)S hat gefühlt jede 5. Person , deswegen gelten die aber nicht als behindert. Weiß nicht wie du drauf kommst ADS mit Behinderung gleich zu stellen. Ich hab in einer Werkstatt mit behinderten Menschen gearbeitet... das wäre eine verarsche für jeden der wirklich eine Behinderung hat!